Klacks : ein persönlicher Nachruf

Erinnerungen an ein Idol; von Stu Savory


Ernst Leverkus (genannt Klacks)

Am Abend des 19ten Mai 1998 ist unser guter Ernst Leverkus, genannt Klacks, im Alter von 75 Jahren ganz sanft entschlafen.

Möönsch, Klacks, wir werden Dich niemals vergessen!

Ich hatte ihn zuerst bei dem von ihm ins Leben gerufenen Elefantentreffen, Mitte der 60-er Jahren, am verschneiten Nürburgring getroffen. Die hartgesottenen Winterbiker waren überwiegend auf Gespannen da. Nur "dieser junge Engländer da, mit seiner Velocette Venom, der muss meschugge sein, den ganzen langen Weg auf einer Solomaschine bei diesem Schnee und Eis zu fahren!" meinte er. Bis tief in der Nacht saßen wir ums Lagerfeuer und er, mit seinen 21 Jahren Vorsprung, erzählte uns Grünschnäbeln die besten Erlebnisse aus seinem großartigen Motorradfahrer-, Schriftsteller-, Chefredakteur-, Filmemacher-, Radiosprecher-, Testfahrer-, Schallplattenherausgeber- und Fliegerleben.

Am Dragon Rallye ( findet in Snowdonia, bei den Walisern, ebenfalls im tiefsten Winter statt) ein paar Jahre später, war seine Frau, Inge Rogge, mitsamt des Teufels Grossmutter im Gespann dabei, aber ich habe sie leider dort verpasst.

Ich verlor ihn dann bis Mitte der 80er Jahren, obwohl ich inzwischen in Deutschland wohnte, aus den Augen. Dann kam er nach Paderborn, um wieder einen fantastischen Erzählabend in der Kulturwerkstatt vorzulegen. Norton-Paule und ich hatten beschlossen ihn an diesem Wochende reinzulegen . Wir wussten, dass er am Einkaufszentrum Südring bei Buchhandlung Linnemann eine Signierstunde machen würde. Dort gab es ein Kinderkarussel mit dem üblichen Fantasiemotorrad für die Kleinen. Es sah aus wie Kawasaki Z1, hatte aber ein Harley Schild am Tank. Man stecke 10 Pfennig rein und es fing zu schaukeln an. Naja, Klacks redete von allen Exoten, die er gefahren hatte, und Paule und ich erzählten ihm beiläufig wir hätten eine schlitzgesteuerte 4-Zylinder Harley anlässlich seines Besuchs herbeigeschafft, und wenn er mal ausnahmsweise eine Redepause machen würde, dürfte er sie auch mal fahren ;-) Klacks bekam glänzende Augen, denn von so einem exotischen Gefährt hatte er, der Profi-redakteur, weder gehört noch gesehen, geschweige dann es gefahren!! Er hechtete hinter uns her, um die zwei Ecken im Einkaufszentrum. Mei, was haben wir alle drei gelacht als er verstand, dass wir ihn reingelegt hatten "aber die Beschreibung war sehr genau und wahrheitstreu" gestand er. Jahre später, auf Velocette-Seppls Geburtstagfete im Sauerland, erzählte er, wie nur er erzählen konnte, wie wir ihn ausgetrickst hatten. Er trug es mit sehr viel Humor!

Klacks führ über 150.000 Testkilometer auf der Nürburgring-Nordschleife, mit "englischen Ladies", italienischen Feuerzeugen und schweren deutschen Brocken (wie Münch) und hatte manch haarsträubende Erlebnisse mit den ersten Kanonen aus Nippon. "Möönsch, die Fahrwerke bogen sich wie Haribo-Lakritzenstangen" erzählte er. Seine Testkommentare liessen die Drähte nach Gallerate, Birmingham und Tokio heisslaufen. Die Überschriften seiner Artikeln sind zur Legende geworden:- Frankensteins Tochter (Kawa Z1), Wolf im Schafspelz (BSA Rocket 3), Motorrad für Männer mit Pfeife (Triumph Bonnie). Mit der Norton Commando - the Unapproachable - führ er seine schnellste Ringrunde. Die Marathon-Fernfahrt Hamburg-Wien (über 1000km) und zurück non-stop mit von ihm organisierten Fahrerteams ist unvergessen. Ein Begriff für jeden wie ich, der gern lange Strecken fährt. Wir diskutierten darüber eine für jederman frei wählbare Tour zu etablieren - The Longest Day - (1000 km zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Autobahnbenutzung verboten), aber es stiess auf kein allgemeines Interesse. Mein wertes Hinterteil protestierte aber tagelang , nachdem ich geprüft hatte ob es machbar war!

Klacks war anglophil, vernarrt in die "Englischen Ladies". Sein Traum war ein "Road-going Manx", ersatzweise ein Triton. Als Beatrix eine Honda Clubman GB500 als Hochzeitsgeschenk erhielt, erhellte sich sein Gesicht und er bestellte am selben Tag auch noch eins. "Eben eine strassenzugelassenes DOHC Single, die man sich leisten kann" schwätzte er sie seiner Inge auf. Das ist jetzt gut 10 Jahre her; damals schrieb ich auch das bekannte Gedicht "Wie der Klacks zu seine englische Tweedmütze kam." (siehe Foto, oben). Jetzt sitzt er im grossen Motorradfahrer-Himmel, garantiert auf der Isle of Man und diskutiert mit Stanley Woods und James Lansdowne Norton über den gewaltigen Unterschied zwischen einer Velocette KTT und ein einem Federbett-Rahmen. Oder er fragt Mike Hailwood aus, über die Unterschiede zwischen der MV Agusta 3 und der mörderisch wackelnden 500cc Honda Four von 1967.

Unvergessen ist sein Schreibstil. Man muss seine Bücher alle gelesen haben. Wenn ihr, die ihr diesen Nachruf lest, diese nicht kennt, dann habt ihr als Motorradfahrer was versäumt. Ich habe hier die drei, die ich am besten fand, aufgelistet. Ein Click auf die Titel bringt euch zu amazon.de, wo ihr über seine tollen Bücher lesen könnt, resp. auch dort bestellen.

Möönsch Klacks, es war mir eine grosse Ehre und eine noch grössere Freude dich persönlich gekannt zu haben ! Durch deine Bücher bleibst du noch bei uns !! Wir danken dir !!!


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Deutsche Motorräder im Test . "Klacks" fuhr auf dem Nürburgring 1955-1975 Ernst Leverkus, Schrader Verlag, 2000. ISBN 3-613-87211-0. Inge Rogge, Klacks Witwe, hat hier die schöne alte Testberichte gesammelt und neu herausgegeben. Danke Inge!

Motorradgeschichten . Ernst Leverkus, Motorbuch Verlag, 1996. ISBN 3-613-01891-8.

Die schönsten Motorräder des Jahrhunderts. Ernst Leverkus, Motorbuch Verlag, 1998. ISBN 3-613-01744-X.

Meine Motorräder 1927 bis heute. Ernst Leverkus, Motorbuch Verlag, 1986. ISBN 3-613-01106-9.


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