„What a beautiful dog !"

Einreise : Wilma und der Britische Zöllner

Wilma und der Britische Zöllner

Wir hatten alle Formalitäten (siehe anschließende Übersicht) vorbereitet und standen in Calais, Nordfrankreich, am Parkplatz für die Hovercraft-Tiefflieger über den Ärmelkanal. Ein britischer Zöllner würde wegen der Hundeeinreise nach GB sofort kommen, hieß es. Und er kam sofort und das erste, was er bei Wilmas Anblick ganz spontan rief, war: „Beautiful dog, what a beautiful dog!" Ich strahlte und Wilma wackelte ihn wegen der allgemeinen guten Laune völlig übermütig an. Die Kontrolle der Papiere dauerte nur zwei Minuten. Wir mußten noch unterschreiben, daß wir mit Wilma innerhalb der letzten 6 Monate nicht außerhalb Westeuropas waren - das war alles.

Wir fuhren auf das Hovercraft drauf. Wilma mußte während des Fluges im Auto bleiben. Wir hatten uns für dieses Luftkissenboot entschieden, da die ganze Reise damit nur 30 Minuten dauert. Es schaukelte wie ein Flugzeug bei mittleren Turbulenzen und die Propeller erzeugten sehr lauten Fahrtwind, aber Wilma ist nicht ängstlich - jedenfalls solange es dabei nicht donnert.

In Dover ging es ganz unspektakulär an Land. Kein Zöllner, nichts wartete auf uns um Wilma zu „empfangen". Erste Station machten wir in einem der schönsten Dörfer Englands, Elham, nach etwa einer halben Stunde Fahrt. Wir aßen im uralten Fachwerkhotel „Abbots Fireplace", das herrlich geschmackvoll mit echten Antiquitäten eingerichtet war, zu Mittag. Wilma wurde gestreichelt und wiederum hörten wir, diesmal von von den Dorf-Ladys am Village Green (Dorfanger): „Beautiful, look, what a beautiful dog." Wir erzählten stolz, mit Wilma im Land ihrer Vorfahren Urlaub zu machen.....


Die Spielregeln für Hunde in England

Nun, dies soll kein Reisebericht werden; nur einiges möchte ich erzählen, das in Bezug auf Hunde interessant ist und, wenn Sie demnächst auch mit Ihrem Bulldog England bereisen möchten, vielleicht Ihre Lust darauf noch steigert !

England ist ein ganz ganz besonders hunde- freundliches Land. Auf dem Lande selbst scheint zu jedem „anständigen Mann" ein Hund dazuzugehören. So viele wohlgepflegte und offensichtlich geliebte Hunde habe ich sonst noch nirgendwo im öffentlichen Leben beobachten können. Die verbreiteste Rasse ist ganz eindeutig der Border Collie. Aber auch Windhunde aller Art sieht man häufiger, ebenso Pointer und Jagdspaniels. Geht man abends in ein Pub, so muß man mit mindestens drei Hunden rechnen, manchmal auch mit noch mehr, die mit ihrem Herrchen an der Bar sitzen oder in der Lounge beim Essen dabei liegen. Meistens sind sie nicht einmal angeleint. Eine wunderschöne, majestätische Bullmastiffhündin erlebte ich einmal, die nach ihrem Eintritt jeden Gast freundlich persönlich begrüßte, Wilma kurz ihre Überlegenheit zeigte und sich dann gelassen zu Füßen ihrer Herrin niederließ.

Auf dem Land ist es einfach „normal", mit Hund zu sein.

Ein paar hochvernünftige Spielregeln gelten und werden strikt von offensichtlich jedermann eingehalten, um in solch einer hundereichen Umgebung Frieden - auch mit Nichthunde- haltern - zu wahren.

  • In den Restaurants bleiben Hunde draußen, in den Bars und Hotel-Lounges sind sie dagegen willkommen. In den Lounges gilt manchmal eine kleinere Speisekarte als in den dazugehörigen Restaurants, manchmal aber auch die gleiche.
  • In den Ferienhäuser - wir hatten hundefreundliche Cottages in West Coker und in Camelford - achtet man auf den Möbel.
  • In den Städten dürfen Hunde in viele Geschäfte nicht mit hinein, um Bruch und Schaden in der Ladenenge durch sich begegnende und beschnuppernde Hunde zu vermeiden.
  • In die Gärten und Schlösser des „National Trust" und auch in Privatschlösser dürfen Hunde zur Besichtigung nicht mit hinein genommen werden. Deshalb hatten die Parkplätze dort Schattenparkstellen speziell reserviert für Besucher mit Hund! Die Parkwächter wiesen uns auf Nachfrage hinein und hielten außerdem ein Auge darauf, daß es Wilma und den anderen Hunden gut ging, solange ihre Menschen auf Besichtigungstour waren. Überhaupt hingen an fast allen Parkplätzen solche Warn- schilder: „Die Hitze im Auto kann Deinen Hund töten!"
  • Es ist bei hoher Strafe (je nach Gemeinde bis zu 180 Euro) verboten, Hundekot in Parks, Straßen usw. liegen zu lassen. Überall erhält man kostenlos kleine Plastikbeutel, mit denen man das „Übel" greifen und in dafür vorgesehene Abfallbehälter werfen kann. Wir sahen wirklich nie Hundehaufen innerhalb von Ortschaften rumliegen! Solch eine Regelung wünschen wir uns sehr für Deutschland - denn diese Hundehaufen sind für viele Menschen der eigentliche Ursprung ihrer Hundeabneigung. Und ich kann sie verstehen!

Wilmas Fan Clubs

Wilma mit Stu - im passenden T-Shirt -
am äußersten Westzipfel Englands, - Lands End".

Man sagt von den Engländern, sie seien zurückhaltend; sollte das wirklich so sein, dann hat Wilma alle solchen Verhaltensweisen schmelzen lassen. Kinder liefen sowieso immer überrascht und freudig auf sie zu. Einmal versank sie unter einer sie drückenden und streichelnden Schulklasse für ganze zehn Minuten. Sie verteilte fleißig Küsse bis Stu sich langsam zu ihr durchgearbeitet hatte. Die Kinder wollten alles über Bulldogs wissen und mochten sich gar nicht von ihr trennen. Die Erwachsenen waren oft nicht minder begeistert. Einmal fuhren wir mit einer alten, touristisch genutzten Dampfeisenbahn. Wilma lag aus- gebreitet im Mittelgang. Dort hatte sie optimal Platz und Sicht auf alles am Eingang des Wagens. Wir konnten sie nicht beiseite ziehen, sie war stur. Die Passagiere stiegen also lächelnd - und sie freundlich und schmunzelnd anredend - über sie hinweg. Ein älterer, militärisch aufrecht gehender Herr blieb vor ihr stehen, sagte laut, klar und stolz: „Genau so ist England groß geworden!" und überstieg sie ebenfalls rücksichtsvoll....

An Lands End kam uns eine Busgesellschaft aus Deutschland entgegen. Ein Herr jubelte: „Seht mal, ein echter „John Bull"; ich ließ ihm seine Illusion, Wilma sei in englischen Händen. Später meinte eine alte Dame, auf Wilma deutend, zu ihrer Freundin: „Mein Hund!". Antwort: „Nein, mein Hund!" darauf ich: „Nein, mein Hund!" Da lachten die beiden verlegen: „Ach, Sie sind auch aus Deutschland..."


What a beautiful face

„Beautiful", wir hörten dieses Wort täglich viele Male über Wilma. Es wurde unser Schlagwort des ganzen Urlaubs. In Dartmoor, umweit des Feinschlemmertempels „Parkhotel Gidleigh", kniete in einem dieser nur 2,x Meter schmalen Hohlwege eine Dame am Rand, um ihren Jagdhund vor unserem Auto zurück zu drücken. Wilma liebt es auf meinem Schoß Auto zu fahren; wir hielten kurz an und sie sah also aus dem offenen Beifahrerfenster ganz ruhig herab auf diese Dame mit Hund. Die Dame staunte sie an und sagte dann mit tiefer Bewunderung in der Stimme in feinstem Upperclass-English: „What a beautiful face".

Naja, ich sang diesen Satz den Rest des Tages glücklich so vor mich hin... :-).

Ich hätte nicht gedacht, daß dieses Kompliment noch gesteigert werden könnte. Doch ja: ein paar Tage später blieb eine junge Frau vor Wilma stehen, sah sie lange an und seufzte dann voller Inbrunst: „Für dieses Gesicht könnte ich sterben..."

What a beautiful face.

Die kranken Bulldogs von England :-(

Das Pickwick Inn Hotel in Sued-England.

Von dieser Stelle zuerst einen besonderen Gruß an Imelda Angehrn und ihre „Pickwicks".

Wir sahen so sehr sehr viele Hunde in diesen drei Wochen in England, aber einen English Bulldog sahen wir nur ein einziges Mal: es war ein kleiner, zäher Rüde, eingesperrt in einen offenen Transportkäfig auf der Ladefläche eines Pickup, durchnäßt von Regen. Er tat uns leid, wir hielten Wilma zu ihm hoch und er freute sich sehr. Die Besitzer, tätowiert und unsauber, meinten nur, der wäre immer draußen, er müsse wachen, und er wäre sehr stark.... Stu und ich bekamen mal wieder Angst, daß der Bulldog von ganz bestimmten sozialen Schichten als möglicher Kampfhund mißbraucht werden könnte - denn stark ist er ja tatsächlich. Diese Befürchtung wurde einige Tage später noch verstärkt: In einem Geschäft für Postkarten, Bücher und Schreibwaren in Salesbury fragte ich die Besitzerin, warum es in England überhaupt keine witzigen Postkarten mit Bulldogs gäbe. Solche Karten fände man von Lappland bis Sizilien, warum hier nicht? Zunächst wollte sie nicht antworten, sie wich aus. Ich hakte aber nach, und dann erklärte sie vorsichtig, in den achtziger Jahren habe die Skinhead-Szene, die „rassistisch orientierte tätowierte Unterschicht", wie sie sagte, den Bulldog zu „ihrem" Hund gemacht. Seit dieser Zeit habe er den Beigeschmack der „politischen Unkorrektheit", und deshalb eben werde er als Symbol, besonders als Nationalsymbol, heutzutage gemieden. Auf der anderen Seite, versicherte sie tröstend, als sie meine Überraschung bemerkte, sei er aber immer noch sehr mit Winston Churchill assoziert. Schon ein paar Minuten nach dieser traurigen Information schmunzelte ein Herr auf der Straße wieder einmal und grüßte Wilma begeistert mit: „Hallo, Big Softy" - das tröstete mich dann endgültig.

Wir fragten die Menschen, die von unserer Wilma so angetan waren, immer wieder woran es läge, daß man in England selbst so gut wie keinen Bulldog sähe. Die Antworten waren immer gleich: er sei zu krank - seine Nase sei zu kurz, um noch richtig atmen zu können, er habe sehr große gesundheitliche Probleme..... Dann meinten sie, unsere Wilma sei etwas höher und habe ein wenig Nasenrücken, eben deshalb hätten wir Freude mit ihr - und sie streichelten Wilma erneut.... Eine Frau, die uns wegen Wilma in einem Andenkenladen im New Forest ansprach, erzählte, sie habe selbst auch einen Bulldog. Warum sie ihn nicht dabei habe, wollten wir natürlich wissen. „Sie wissen doch, wie krank die Bulldogs sind.... aber wir lieben unsere, sie ist so lieb!"

Wir hatten aus dem Internet die Adresse einer Züchterin in Südengland, die wir besuchen wollten, wenn es sich ergeben hätte. Als wir dort anriefen wurde uns gesagt, sie sei mit einem Bulldog leider gerade zu einem Spezialisten nach London unterwegs. Wir wollten nicht warten und dachten nur - also auch krank, wie symptomatisch.....

Uns wurde klar, daß die Rasse English Bulldog in England am Ende ist. Wir müssen eigene Wege gehen, wollen wir diese Hunde als lebensfähige Begleithunde retten. Ansonsten setze ich meine Hoffnung auf die amerika- nischen Züchter. Erinnern Sie sich nur an Rusty von Braums oder denken Sie an Doris Ehrenstein´s Willy (gezüchtet in Washington State), von dem in den letzten Ausgaben Fotos waren. Willy ist 5 Jahre alt und brauchte jetzt erstmalig! einen Tierarzt wegen einer Entzündung am Schwänzchen. Vielleicht war die Begeisterung so vieler Engländer/Innen über unsere Wilma ja auch die Freude darüber, ganz allgemein einmal einen gesunden und „trotzdem" typischen und schönen Bulldog zu sehen. Ich sage Ihnen, diese Begeisterung, die uns in England entgegenschlug, ja da wären wir am liebsten selbst ein Bulldog gewesen!

In Cornwall bei der
Prähistorischen Steinsetzung  : Man An Tol

„PET TRAVEL SCHEME"

Die Formalitäten, um mit Hund nach England einreisen zu können:


Nach ihrer Rückkehr aus England feierte Wilma am 23. Juni, in
ihrem Garten, ihren 6. Geburtstag. Ihr Lieblingsgeschenk war
dieser riesige Ochsenknochen!!

Wieder in Deutschland.

Nach ihrer Rückkehr aus England feierte Wilma am 23. Juni, in ihrem Garten, ihren 6. Geburtstag. Ihr geschätztes Lieblingsgeschenk ( hier gebührt ein Dank der edlen Spenderin Helmi Fischer) war dieser riesige, leckere Ochsenoberschenkelknochen!!


Und hier noch einige allgemeine Hinweise zu Englandreisen.
Index/Home Impressum Sitemap Search new/neu