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Archiv: Der English Bulldog und der Zeitgeist

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Samstag, Dezember 20, 2014

Der English Bulldog und der Zeiten Geist

im ewigen Wandel, Teil I


Wie die meisten von Ihnen sicher wissen, wurden 1835 in England Hundekämpfe verboten. Dies zeigte eine grundsätzliche kulturelle Entwicklung an und löste eine Wende in der Bulldogzucht aus.

Wikipedia: "1875 wurde der „Bulldog Club Incorporated“ gegründet, der von da ab die Zuchtregie übernahm. Ab sofort wurde auf Verträglichkeit Wert gelegt. Ein Kampfhund war nicht mehr gefragt, sondern der friedliche Familienhund."

Am Beispiel des Bulldogs kann man diese kulturelle Entwicklung - weg von Kampf und Krieg als primärem Überlebensgebot - gut nachvollziehen.

Im 2. Weltkrieg trat der Bulldog symbolisch noch einmal als Super-Kämpfer auf, und zwar als Retter Englands vor Hitler. Danach wurde der Bulldog zum friedlichen bis phlegmatischer Sympathie- und Werbeträger, wie hier schon in vielen Beiträgen gezeigt wurde.

Heute symbolisiert der Bulldog - als gnadenloser Krieger - noch die US-Marines (siehe Beitrag vom 8. Feb. 2013), nun, Militärs sind in der Regel Traditionen verhaftet (siehe Beitrag vom 15. Mai 2013). Als "Kämpfer" tritt er sonst nur noch als Symbol für Baseball-Spieler oder andere harte Sportarten auf.

Aber es gibt auch Schattenseiten. In diesen letzten 120 Jahren entwickelte sich ein gegenpoliger Mißbrauch des Bulldogs: er fungierte nicht mehr als auch selbst leidender Kämpfer, sondern als dessen genaues Gegenteil: er wurde zum leidenden, weil bewegungseingeschränkten "Couch-Potato".

In der Bullgogzucht der letzten Jahrzehnte wurde einseitigen Wert auf Körperlichkeit gelegt, und das bis hin zur Qualzucht: Zu großer Kopf, zu breite Brust, zu kurze Beine usw. Sein Kraftaspekt, das heißt besonders seine Bemuskelung, wurde modebestimmt duch Fettwamme ersetzt. Und seine Wendigkeit ging durch angezüchtete Gelenkprobleme vielfach verloren. Der Bulldog spiegelt auch damit den Mainstream des Zeitgeistes: viel und fett essen bei wenig Bewegung. Dieser krankmachende Lebens- und Zuchtstil ist dabei, wie man sagen könnte, sich selbst zu erledigen - Fettsucht ist out!


Der Zeitgeist steht nie still - Individualität ist angesagt

Mehr dazu in der Fortsetzung am 30. Dezember.


Dienstag, Dezember 30, 2014

Der English Bulldog und der Zeiten Geist

im ewigen Wandel, Teil II


Teil I siehe weiter unten im Beitrag vom 20. Dezember.

Die allgemeine Entwicklung zu stärker ausgeprägter Individualität kann man auch in Bezug auf Hunde erkennen. Dem Modediktat "Aussehen wie die Anderen" wollen sich immer weniger Menschen beugen. Individueller Stil ist gefragt, spitz formunliert: "Aussehen wie kein Anderer". Diese neue Betonung von Individualität betrifft auch die Wahl eines Hundes:

Der Rassehund - EINER gleicht dem Anderen wie ein Ei dem anderen - hat seinen exklusiven, gesellschaftlichen Stellenwert eingebüßt. Mischlinge der verschiedensten Rassen werden zunehmend bevorzugt, auch im Sinne von KEINER gleicht dem Anderen wie ein Ei dem anderen. Als Bulldogger waren wir immer schon so gepolt, denn jeder Bulldog sieht allein schon durch seine Fellfärbung anders aus.

Ein kleines Beispiel weltweiter Individualisierung des Bulldogbildes:
Meine Schwester Gunda kam gerade von einer Australienreise zurück. Sie entdeckte zwei Bulldoggen - diese allerdings nur als Kunstgestalten; einmal naturalistisch als Aufkleber und einmal höchst individuell verfremdet in einem Schaufenster.

Im Zuge dieser Entwicklung zu mehr Individualität entstand ein Markt für diverse neue Bulldogartige, die Mischlinge aus dem English Bulldog und anderen Rassen sind. Hierauf bin ich im Beitrag unten vom 12. Dezember näher eingegangen.


Der English Bulldog ist ein individueller Selbstentscheider,

wenn er gehorscht, dann aus Liebe, Klugheit oder Phlegma :-)

Wir als treue Liebhaber der alten Rasse "English Bulldog", die sein Wesen erhalten haben wollen, müssen uns eben nach Züchtern umsehen, die auch den Genpool aufmischen, indem sie für die nächsten Generationen erst einmal die Linieninzucht aufgeben, aber auch nicht andere Rassen offen oder verdeckt einkreuen.


Der Kynologe R. Strebel (siehe auch Beitrag vom 29. August 2010) hat eine wirklich gute Charakterisierung des besonderen Bulldogwesens geschrieben:
1903 in "Die deutschen Hunde. 2 Band":


Der Grundzug des Bulldogcharakters ist Gutmütigkeit, ein gewisses Phlegma, beides aber nur solange, als sich nichts ereignet oder ihnen begegnet, was ihre schlummernden Leidenschaften auslöst.

Es liegt hierin ein scheinbarer Widerspruch, man kann es aber nicht anders bezeichnen, als daß Phlegma und Leidenschaft unvermittelt nebeneinander ruhen.

In dem Ausbruch ihrer Leidenschaft liegt eine ungeheure Beharrlichkeit, ebenso in dem ihres Willens. Man hat oft dies Unvermittelte für Jähzorn gehalten, ich möchte dies mehr als eine äußerst heftig einsetzende Willensbetätigung bezeichnen, wozu sich ein unentwegtes Festhalten an einem einmal gefaßten Entschluß gesellt."

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Wir wünschen uns und dem English Bulldog für die Zukunft, dass er voller Vitalität ist und dabei sein Wesen erhalten bleibt :-)


Mittwoch, August 7, 2019

Der English Bulldog und der Zeiten Geist

im ewigen Wandel, Teil III


Das niederländische Zuchtverbot für alle Hunde, deren Nase kürzer als 1/3 der Schädellänge ist - und dazu gehört der English Bulldog - hat die "Modestandard" gewordene Merkmalübertreibung ins Extreme hinein auch in Deutschland wieder zum heißen Thema gemacht. Vor 5 Jahren, 2014, schrieb ich zwei Beiträge zu diesem Thema: LINK HIER.

Was hat sich seitdem geändert?


Tierschutz in der Zucht wird ernster genommen

Leider seitens der FCI und ihrer nationalen Engl.-Bulldog-Zuchtverbände hat sich nichts wirklich Ernsthaftes zur Rückführung der extremen Merkmal-Ausbildung geändert.
ABER: Geändert hat sich die Toleranz der Gesellschaft und damit auch der Politik gegenüber unnatürlichen, modebezogenen Zuchtauswüchsen, die den Hunden das Leben zur Qual machen. Natur- und Tierschutz ist ein mächtiger Main-Stream geworden!

Ein großes Übel ist das bisherige Ausstellungswesen, denn in aller Regel spielen Züchter hier den Richter: so wird der Bock zum Gärtner gemacht! Wir kritisieren diese Praxis vehement schon seit Anbeginn dieses Blogs vor 14 Jahren.

Die deutsche Politik greift diesen Punkt jetzt auf, indem sie Ausstellungen solcher Hunderassen, die Qualzuchtelemente trotz eines entsprechenden Verbotes in den Tierschutzgesetzen zeigen, verbieten will. Rechtlich ist das zwar schwierig, da sich nicht jeder Hund einer qualzuchtverdächtigen Rasse tatsächlich durch sein Leben quält; wir müssen abwarten, ob jetzt als Überreaktion versucht wird, das "Kind mit dem Bade" auszuschütten...

Quelle NTV, 5.8.19: "Viele Hundezüchter nehmen bei ihren Tieren gesundheitliche Probleme in Kauf, um auf Ausstellungen Preise zu erhalten. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner will gegen diese Praxis nun vorgehen, räumt bei dem Vorhaben aber Schwierigkeiten ein.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will Ausstellungen von Hunden mit Merkmalen verbotener Qualzuchten untersagen, wie sie etwa bei Mops und Bulldogge vorkommen. "Tierärzte berichten von vielen Tieren mit gesundheitlichen Problemen aufgrund von Qualzuchtmerkmalen", sagte Klöckner der "Rheinischen Post". "Das lässt darauf schließen, dass viele Züchter gegen das Verbot verstoßen."

Die Kontrolle solcher Gesetzesverstöße sei schwierig. Der Ministerin zufolge muss das zuständige Veterinäramt im Einzelfall feststellen, ob bei der Zucht zu erwarten war, dass Welpen Körperteile oder Organe fehlen oder sie kein gesundes Hundeleben zu erwarten hätten.

"Wir werden deshalb die Ausstellung solcher Tiere verbieten und damit auch den Anreiz für solche Züchtungen nehmen - es ist doch absurd, dass diese Tiere auch noch prämiert werden, obwohl ihre Zucht gesetzeswidrig ist", sagte die CDU-Politikerin.

Es sei nicht vertretbar, dass ein Tier leiden müsse, "um den ästhetischen Ansprüchen seines Herrchens oder Frauchens zu entsprechen". Manche betroffene Hunde könnten nur schwer atmen. "Das geht bis zum Kreislaufkollaps mit Ohnmacht."

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Für den English Bulldog heißt das Alles zumindest auf Europa bezogen:

die Beharrer auf dem Extrembulldog werden ihn dadurch langfristig im Zuge der sich ausbreitenden "Grüne Welle", die auch den Tierschutz in der Zucht einschließt, genau so zum Verschwinden bringen (siehe die Niederlande) wie die "Erneuerer", die die Welt mit Bulldog-Mischungen überschwemmen.


Wachsendes Verantwortungsgefühl

Die Schattenseiten der menschenabhängigen Existenz letztendlich aller Tiere sind mehr und mehr ins menschliche Bewußtsein gedrungen. Und diese Bürde der Verantwortung wird - weltweit betrachtet zwar langsam - von der Menschheit wieder angenommen.

Die Geringachtung der Natur im Vorderen Orient und Westen wird von Kulturwissenschaflern im Wesentlichen zurück geführt auf die Aufforderung des Mosaischen Gottes: "Machet euch die Erde untertan" (Gen 1,28). Der Hebräische Urtext benutzt das Wort "Kabasch", es kann aber auch mit "Fürsorge ausüben" statt mit "Herrschaft ausüben" übersetzt werden.

Übersetzungen sind immer auch Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes: im Lateinischen, das heißt im späten Rom wurde dieser Satz mit "Dominium Terrae" übersetzt; der Römische Zeitgeist war (wie der Kleinasiatische) erfüllt vom Herrschafts- und Unterdrückungsdenken, und er wirkt noch bis heute nach.

Unser heutiger westlicher Zeitgeist sieht Macht unabdingbar mit Verantwortung verknüpft: "... meine Schöpfung in eure Obhut..." wäre eine heutige, zeitgemäße Übersetzung, die sogar wieder der ganz ursprünglichen Aufforderung Gottes gleicht.

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Zunehmend im Fokus: Qualität statt Quantität

Ein dritter Trend: "Qualität statt Quantität" hat sich meiner Beobachtung nach in allen wichtigen Lebensbereichen verstärkt.

In der Welt polarisieren sich ganz allgemein immer ausgeprägter diejenigen, die VIEL (für wenig Geld) wollen, und diejenigen, die GUTES wichtiger nehmen. Als Beispiel nenne ich nur die Nahrungsmittel, den Energieverbrauch und den gestiegenen Wert freier Zeit. Noch sind die VIEL-WOLLER in der Mehrheit. Aber die Verknappung aller Recourcen wird dies zwangsläufig (zur Not mit Gewalt und Krieg) verändern.

Auf den Bulldog bezogen hießt das: Immer MEHR Falten im Gesicht, immer MEHR Brustbreite, immer MEHR Wamme, immer MEHR Kopf... Heute wird gottseidank dieses "immer mehr" von verantwortungsvollen Züchtern wieder zurückgefahren hin zu Lebensqualität und Lebensfreude. Seht Euch zum Beispiel unsere Clara (Elisa vom Urstromtal) an :-)

Einige der Gastblogger/regelmäßigen Leser seit nun 14 Jahren - und vorher der Leser des "Bulldog Blatt" vom alten Verein - haben sich vom Bulldog abgewandt: wegen der gesundheitlichen Einschränkungen durch die immer extremer werdenden Merkmal-Ausprägung und die Genpoolverarmung durch über 100 Jahre Linieninzucht. Der alte Satz "Once a Bulldog, always a Bulldog" ist nicht mehr die Regel. Und das alles macht mich traurig und läßt mich seit Jahren um diese so einzigartige Rasse in ihrem Fortbestand bangen. Und ich will mir ein Leben ohne solch ein liebes Gesicht an der Seite gar nicht erst vorstellen….

Ein Appell: Klärt in Eurer Umgebung über Zuchtmißstände und die Qualfolgen der Extremzucht und Linieninzucht auf! Es liegt an der Nachfrage der Welpensucher, ob der English Bulldog sich revitalisiert oder untergeht...

Auf spezielle Überzüchtungsprobleme in Bezug auf den Bulldogkopf gehe ich in einem nächsten Beitrag ein. Über dieses Inhaltsverzeichnis kommen Sie zu ALLEN Beiträgen zum Thema "Zucht und Genetik".


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Cornelia Savory-Deermann Cornelia Savory-Deermann

Cornelia
Savory-Deermann
, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit inzwischen 37 Jahren Englische Bulldoggen und ist Gründungs- und Ehrenmitglied des "Verein der Freunde Englischer Bulldogs e.V.".

Jetzt sollen die Bulldogs zusätzlich hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen. Jeder Leser kann Blog-Beiträge an Cornelia schicken, Eure Bulldog-Anekdoten, -Fotos und -Tipps für's Blog sind willkommen. Der jeweilige Autor behielt sein Copyright an Bildern und Text, gab aber Cornelia ein einmaliges, unwiderrufbares Nutzungsrecht für eine Veröffentlichung in diesem Blog.


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Update: 21. 3. 2008




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Cornelia Savory-Deermann


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